Ein besonderes Wellness-Juwel im Südburgenland, das darauf setzt, möglichst viel selbst zu produzieren oder bei regionalen Kleinproduzenten einzukaufen. Und weil man die Sache ernst nimmt, braucht man dazu auch 200 Rinder und 199 Hühner. Aber kein Huhn mehr.
Regionalität statt Convenience
Vor zwei, drei Jahrzehnten begann „Wellness“ das Zauberwort zu werden, das Menschen in Ferienhotels lockte. Zimmer mit Bad, das war zu wenig, die Gäste wollten mehr: Massagen, Saunen, Pools drinnen wie draußen und so weiter. Wodurch aber können sich die inzwischen zahllosen „Wellnesshotels“ heute von der Masse abheben? Einen Weg haben im südburgenländischen Bad Tatzmannsdorf Karl Reiter und seine Frau Nikola gefunden. Es ist der Versuch, konsequent gegen den Strom zu schwimmen und den Gästen bei dem, was auf den Tisch kommt, fast ausschließlich authentisch Regionales von kleinen Produzenten oder noch besser Selbstgemachtes zu bieten. Und zwar ohne Schmäh und Augenzwinkern. Keine Fertigware, genannt Convenience, in der Küche. Kein Fleisch aus Massentierhaltung, sondern nur von Tieren, die man entweder selbst auf der Wiese sehen kann oder die bei kleinen Bauern aufgezogen wurden. Das schätzt nicht jeder. Denn bei Reiters gibt es zum Beispiel keinen norwegischen Lachs zum Frühstück. Aber dafür sind andere Gäste so begeistert, dass sie sogar über hundert Mal wiederkommen.
Eines von neun Pools des vom RELAX Guide mit vier Lilien und 20 Punkten ausgezeichneten Fünf-Sterne-Hotels in Bad Tatzmannsdorf. Das Adults-only-Haus bietet für seine weiblichen Gäste ein eigenes Ladys-Spa.
Zwei Häuser auf einem Areal – hier werden alle Wünsche wahr
So also und unter Beimischung von 70 Millionen Euro an diversen Investitionen ist in den vergangenen 17 Jahren ein Gesamtkunstwerk aus zwei Hotels und 125 Hektar hauseigenen Wäldern und Wiesen entstanden, das sich Reiters Reserve nennt. Man durchfährt ein Tor und ist in einem Naturparadies mit vielen Tieren, das ausschließlich Hotelgästen offensteht. Mit den beiden schon vorhandenen Häusern konnte der Tiroler Karl Reiter, der einst aus einem Dorfgasthaus das renommierte Fünfsternhotel in Achenkirch machte, ein Problem lösen, das ihn zuvor immer wieder beschäftigt hatte. Wie kann man das Bedürfnis von Pärchen, die Ruhe und Entspannung suchen, vereinbaren mit den Wünschen von Familien, deren Kinder Spaß und Spiel, Rutschen und Auslauf suchen? Die Lösung: zwei verschiedene Angebote innerhalb eines großen Areals. Im Reiters Finest Family fühlen sich Kinder pudelwohl, und Eltern sind über die angebotene Kinderbetreuung erfreut. Und im Adults-only-Fünfsternhaus Supreme finden Paare auf hohem Niveau genau das, was sie suchen.
Was hat das Reiters Supreme, was andere Konkurrenten nicht haben? Zum Beispiel jede Menge wunderbare südburgenländische Landschaft, die zum Hotel gehört: unglaubliche 125 Hektar Wiesen und Wald.
Kleine Produzenten statt großer Namen
Aber zurück zur Vision der authentisch regionalen oder gar autarken Küche. Die Reiters nennen es Genusswerkstätte. Damit die Idee aufgeht, benötigt es 400 Zulieferer, meist sehr kleine Produzenten, die die Hotelküche, welche unter langjähriger Leitung von Helmuth Gangl auf Haubenniveau agiert, mit allerlei Köstlichkeiten versorgen. „Aus meiner Zeit als Sommelier in Frankreich weiß ich, dass es keine Kunst ist, die großen Namen zu kennen“, sagt Karl Reiter. „Die Kunst besteht darin, die Namen der kleinen, aber guten Produzenten zu kennen.“ Das mag idyllisch klingen, wenn der Huber-Bauer drei Lämmer vorbeibringt, ist aber in Wirklichkeit eine logistische und auch finanzielle Herausforderung, denn Arbeitszeit ist teuer. In beiden Häusern arbeiten zusammen rund 70 Köche, die bis zu 750 Gäste zu versorgen haben.
Ein Hotel als Genusswerkstätte: Das Rindfleisch stammt von der eigenen Herde, die Pasta aus der eigenen Nudlerei, das Brot aus der Hausbäckerei.
Eigenproduktion ist der Schlüssel zu Erfolg
Was hilft, ist eine stabile Eigenversorgung. Um den jährlichen Bedarf an Rindfleisch sicherzustellen, hat man eine eigene Herde von 200 Rindern, die in ihrem Leben mindestens zwei Sommer auf der Alm verbracht haben. Den Gästen im Reiters Reserve kommt auch nur bestes Kalbfleisch auf den Tisch, das ausschließlich von Kälbern von Milchkühen stammt. Und beim Frühstück verirrt sich kein brasilianisches Ei aus Massentierhaltung in den Becher. Darum kümmern sich 199 Hühner. Dass ihre Zahl niemals auf 200 und mehr steigt, hat übrigens gewerberechtliche Gründe. Sogar Wein produziert man selber in Kooperation mit dem Winzer Hans Schwarz auf 15 Hektar eigenen Gärten. Jedes Tröpfchen, das auf den Hoteltisch kommt, ist mindestens fünf Jahre alt. Manches, was im Rahmen der „Genusswerkstätte“ produziert wird, klingt simpel, ist aber sehr arbeitsintensiv, wie zum Beispiel Saft aus der köstlichen Hirschbirne. Für die Zukunft hat der inzwischen 71-jährige Karl Reiter noch viele Ideen. Eine eigene „Nudlerei“, Eisproduktion, Bäckerei & Patisserie werden heuer neben dem Finest Family entstehen, und irgendwann wäre auch eine Milchkuh-Herde für den Hotelier eine schöne Sache. Überhaupt liebt der Tiroler Tiere, auch zur Freude der Gäste tummeln sich Ziegen und Wasserbüffel. Auf dem hoteleigenen Gestüt leben 65 Pferde, darunter 25 wunderschöne Lipizzaner, denn Karl Reiter ist ein passionierter Pferdezüchter.
Regionales und vor allem Selbstgemachtes ist in der Küche im Reiters Reserve Trumpf.
Mehr Platz für noch mehr Erholung
Das jüngste Projekt im Reiters Reserve hat freilich nichts mit Tieren, sondern mit wachsenden Ansprüchen der Gäste zu tun. Es geht um die Schaffung von größeren Wohneinheiten. Dafür wird die Zimmeranzahl im Supreme um 86 und im Finest Family um 45 reduziert. „Unser Brot-und-Butter-Markt ist der Wiener“, sagt Karl Reiter, „und ein gewisser Teil kommt nicht, wenn die Zimmergröße nicht ihren Wünschen entspricht.“ So werden aus 32-Quadratmeter-Zimmern künftig 64 Quadratmeter oder noch mehr, und das Finest Family soll in die Fünfsternkategorie aufrücken. „Alles, was wir machen, machen wir mit Begeisterung“, lächelt Reiter, „um den Broterwerb geht es mir schon lange nicht mehr.“
Den kritischen Kommentar zu diesen Wellnesshotels im Burgenland lesen Sie hier: RELAX Guide – Reiters Reserve Supreme ***** und Reiters Reserve Finest Family ****s
Weitere Informationen: Reiters Reserve
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