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Abenteuer unter dem Nordpol

RELAX Magazin von Redaktion RELAX Magazin 3. Februar 2020

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Nordwestpassage

Jahrhundertelang suchten Seefahrer die legendäre Nordwestpassage, den Seeweg vom Atlantik zum Pazifik durch die Arktis, vergeblich. Der Klimawandel macht die Strecke nun zumindest zeitweise passierbar. Dennoch haben sie erst 150 Schiffe gemeistert, darunter acht speziell ausgerüstete Cruiser im vorigen Sommer. Das RELAX Magazin war dabei.

Die Hölle hatte einen schönen Namen: Somerset Island. Kapitän James Ross war auf dieser unwirtlichen Insel tief in der kanadischen Arktis mit dem Rest seiner zwanzigköpfigen Mannschaft gestrandet. Dabei hatte alles so schön begonnen. Finanziert von einem reichen Brauereibesitzer war Ross im Mai 1829 von Woolwich bei London mit großem Tamtam aufgebrochen, um die legendäre Nordwestpassage zu finden. Es winkte ein Preis der Britischen Admiralität von umgerechnet fast fünf Millionen Euro sowie die Erhebung in den Adelsstand.

Unzählige Expeditionen zuvor waren bei dem Versuch, einen Seeweg durch die Arktis vom Atlantik zum Pazifik zu finden, gescheitert. Doch jetzt sollte alles anders werden. Erstmals brach man mit einem Dampfschiff auf, der Victory. Aber auch Ross erging es nicht anders als seinen Vorgängern. Er fand die Passage nicht, und sein Schiff wurde vom Eis eingeschlossen.

Drei Jahre lang trotzte der 62-Jährige mit seiner Mannschaft dem mörderischen Packeis, das auch im Sommer nicht auftauen wollte. Schließlich entschloss sich Ross, die Victory aufzugeben. Die geschwächten Männer, denen trotz des mitgebrachten, aber schlecht konservierten Zitronensafts der Skorbut zusetzte, traten einen qualvollen, 300 Kilometer langen Marsch an. Ziel war ein Rettungsdepot auf Somerset Island: Fury Beach, ein kleines Häuschen an einer öden, steinigen Küste. Es war von einem anderen Briten, James Parry, bei dessen ebenfalls vergeblicher Suche nach der Nordwestpassage angelegt worden und sollte nun ihre letzte Rettung sein.


NordwestpassageSelbst im Sommer null Garantie auf Schiff-barkeit, trotz Eisbrechern. Denn das Wetter ist launisch, das Packeis gefährlich.

Tatsächlich überstanden Ross und seine Crew bei Temperaturen von 45 Grad unter null auch den vierten arktischen Winter. Es kam der Sommer, die Vorräte würden noch bis Oktober reichen. Dann, am 26. August 1833 um vier Uhr morgens, als alle noch schliefen, entdeckte der Matrose David Wood ein Segelschiff am Horizont, den Walfänger Isabella. Rasch ließen die Männer ihre drei Beiboote zu Wasser und ruderten um ihr Leben. Die Isabella war ihre letzte Chance, dem sicheren Tod zu entrinnen. Doch gerade in diesem Moment kam eine Brise auf, und der Großsegler Isabella entfernte sich zusehends. „Es war der fürchterlichste Augenblick von den bisher erlebten“, notierte Ross später.

In ihrer Verzweiflung ruderten die Männer aber weiter. Dann geschah das Wunder. Der Wind legte sich, und die Flaute bremste die Isabella ein. Ross ließ das letzte Schießpulver abfeuern, um auf sich aufmerksam zu machen. Und tatsächlich: Sie wurden entdeckt! Als James Ross an Bord der Isabella genommen wird und sich vorstellt, schüttelt der diensthabende Mat der Isabella den Kopf. Das könne wohl nicht wahr sein, denn Ross sei seit zwei Jahren tot!

186 Jahre später. Kangerlussuaq, Westgrönland. Drei schwarze Gummischlauchboote, die Zodiacs genannt werden, warten im kleinen Hafen Thunder Bay auf zahlungskräftige Touristen, die an Bord der Ocean Endeavour wollen, um die Nordwestpassage zu befahren. Kangerlussuaq liegt am Ende eines 160 Kilometer langen Fjords. Hier befindet sich der wichtigste Flughafen Grönlands, der im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern gebaut wurde. Kein Ort auf Grönland ist so weit im Landesinneren angesiedelt, eine 35 Kilometer lange Schotterstraße führt zum Inlandeis, also zum Rand jenes gewaltigen Eisschildes, der 80 Prozent Grönlands bedeckt und stellenweise bis zu drei Kilometer dick ist. Volkswagen hatte hier übrigens lange Zeit eine Teststrecke. Die andere Straße führt über 20 Kilometer zum Hafen, und der Mann, der mit seinen Autos dafür sorgt, dass alle Reisenden pünktlich zum Schiff kommen, heißt Jörgen Larsen. Er ist Däne und lebt seit 1991 „sehr gerne“ in dem 500-Seelen-Dörfchen, in dem während eines kurzen Sommers die Temperaturen maximal 15 Grad erreichen. „Hier ist das Leben viel einfacher als in Dänemark“, sagt Larsen, „die Menschen sind viel entspannter. Und ich liebe diese Weite und diese Natur.“


Nordwestpassage

Die meisten der insgesamt 168 Passagiere unserer Ocean Endeavour sind Kanadier, sie fliegen aus Toronto kommend ein. Die kleine Gruppe deutschsprachiger Gäste kommt mit Air Greenland über Kopenhagen. Mit den Zodiacs werden wir zu unserem Kreuzfahrtschiff gebracht. Es ist 137 Meter lang und mit vier Dieselmaschinen, die es zusammen auf mehr als 17.000 PS bringen, motorisiert. 1981 war sie unter dem Namen Konstantin Simonov im polnischen Gdingen vom Stapel gelaufen, um sowjetische und ausländische Touristen über das Schwarze Meer und die Ostsee zu schippern. Später kaufte eine finnische Reederei den Cruiser und ließ ihn unter dem Namen Kristina Regina die Küste Norwegens entlang bis nach Spitzbergen fahren. 2014 wurde das Schiff wiederum verkauft, dann renoviert, nun ist es nur mehr in der Arktis unterwegs. Seine Eisverstärkung entspricht der Klasse 1A („Schwierige Eisverhältnisse“), damit ist man gegen Eisdicken bis zu 0,8 Meter gewappnet, was sich zwar gegen die 4,0 Meter der russischen Supereisbrecher bescheiden ausnimmt, für ein Kreuzfahrtschiff allerdings bereits ein außergewöhnlicher Wert ist.

Unsere an der Küste Grönlands beginnende Reise führt uns zunächst zum produktivsten Gletscher der Welt. Er liegt in der Nähe von Jakobshavn, das in der Inuitsprache Ilulissat genannt wird. An die 35.000 Eisberge brechen hier pro Jahr vom Gletscher ab. Sie driften in die Diskobucht und hinaus in den Nordatlantik. Auch jener Eisberg, den die Titanic rammte, stammte von hier.

Beruhigend in diesem Zusammenhang: Unsere Zodiacs sind unsinkbar. Mit ihnen fahren wir zu den Eisbergen. Das eisige und kristallklare Wasser ist hier für seine Bewohner ein nährstoffreiches Paradies, voll mit Dorsch, Heilbutt, Hering, Krabben und Krill. Vielleicht schwimmt da unten ja auch gerade ein besonders wundersames Wesen: der Grönlandhai, der sich nur sehr langsam bewegt, bis 2.700 Meter tief tauchen kann und unglaublich alt wird. 2014 untersuchten dänische Wissenschafter 28 Grönlandhaie, sie waren mindestens etwa 300 Jahre alt.

Als eine Gruppe von Buckelwalen in der Nähe unserer Boote fröhlich ihre riesigen Flossen zeigen, ist die Begeisterung groß. Aber auch die Eisberge sind von magischer Schönheit. Wir holen ein kleines, abgebrochenes Stück, das uns entgegenschwimmt, an Bord. Ich nehme ein kleines Stückchen in den Mund und lasse es schmelzen. Es ist Schnee, der vor dreitausend Jahren hier gefallen ist und sich in dicht komprimiertes Eis verwandelt hat.


NordwestpassageEin Moment besonderer Freude: Buckelwale tauchen plötzlich vor unseren Zodiacs auf.

Wie schon die Wikinger, die sich vor tausend Jahren in Zeiten einer Klimaerwärmung in Grönland ansiedelten und nach Amerika übersetzten, überqueren wir nun die gefürchtete Davis Strait zwischen der grönländischen und der kanadischen Küste. Das Meer erweist sich jedoch als äußerst gnädig, und wir erreichen bei ruhiger See die erste kanadische Inuit-Siedlung auf Baffin Island, Kanadas größter Insel. Sie hat zwar einen unaussprechlichen Namen, Qikiqtarjuaq, aber dafür einen besonderen Ehrentitel: die Eisberg-Hauptstadt der Welt. Von der grönländischen Diskobucht driften unzählige Eisberge in weitem Bogen über die Davis Strait zur kanadischen Küs­te – genau an dem 500 Einwohner zählenden Dörfchen vorbei. Qikiqtarjuaq ist ein gewöhnungsbedürftiger Ort: mit einer breiten Schotterstraße, primitiven Wohn-Containern, einem Kulturhaus und einem Supermarkt, dem Northern Everyday Store.

Ken Floyd stammt aus Ottawa und lebt als Lehrer seit eineinhalb Jahren hier. Er mag seinen gut bezahlten Job und das beschauliche Leben. Eisbären kommen nicht selten nach Qikiqtarjuaq. Dann bellen die Hunde, was wiederum die Einwohner alarmiert, die dann die gefährlichen Eindringlinge mit Warnschüssen vertreiben. Oder töten, für Letzteres gibt es ein Limit von sieben Tieren pro Jahr.

Die meisten Inuit leben von der Sozial­hilfe. Und sie leben zwischen zwei Welten. In die alte können sie nicht zurück, in der modernen Zivilisation sind sie nicht wirklich angekommen. Immer noch erlegen sie gerne einen Narwal, um ihn roh zu essen. Im Supermarkt freilich, da greifen sie freudig zu Snickers, Chips und Fertigpizza. Und junge Leute sprechen untereinander zumeist nur noch Englisch.

Wir legen ab. Die Ocean Endeavour nimmt Kurs nach Norden, hinauf zum Lancaster Sound, der lang gesuchten Einfahrt in die Nordwestpassage. Das Leben an Bord ist nicht unanstrengend, das Umziehen ist fixer Programmpunkt, mitunter auch zweimal pro Tag. Die Rede ist hier aber nicht etwa vom Smoking am Abend, sondern von dicken Anoraks und klobigen Gummistiefeln, alles morgens vom Schiff bereitgestellt – und alles made in Bangladesh. So gerüstet erkunden wir mit den Zodiacs menschenleere und baumlose Welten, die mit ihrer „Wie auf einem fremden Planeten“-Aura beeindrucken.

Immer weiter geht es in den Lancaster Sound hinein, der nur wenige Wochen im Jahr schiffbar ist. Die wagemutigen, meist britischen Seefahrer, die hier die Nordwestpassage suchten, waren in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite wollten sie so tief wie möglich in diese arktische Welt vordringen, um Ruhm und Reichtum von der Krone einzuheimsen, andererseits mussten sie damit rechnen, am Ende eines kurzen Sommers plötzlich vom Eis gefangen zu werden, das zudem noch ihre hölzernen Schiffe zermalmen würde.


Nordwestpassage

Aber warum überhaupt wurde diese eisige Schiffsroute über Jahrhunderte so verbissen gesucht? Warum mussten 300 tüchtige Männer dafür ihr Leben lassen?

Diese Frage führt uns zurück ins Mittelalter. Eine Zeit ohne Kühlschränke, eine Zeit, in der insbesondere Fleisch schnell verdarb. Pfeffer, um ein Beispiel zu nennen, ist nicht nur wohlschmeckend, sondern auch ein hervorragender Konservierungsstoff. Im Mittelalter hatte das asiatische Gewürz quasi Goldwert. So kos­tete ein Kilo Pfeffer im Frühmittelalter umgerechnet 80.000 Euro, denn der Weg nach Asien und zurück war nicht nur lang, sondern auch mit Zollstationen gepflastert, später zudem Monopol der Spanier und der Portugiesen. Um von London nach Tokio zu gelangen, musste ein Schiff insgesamt knapp 30.000 Kilometer zurücklegen. Könnte man dagegen nun irgendwo zwischen dem Nordpol und dem „Dach Amerikas“ hindurchsegeln, so würde dieselbe Reise nur noch 12.000 Kilometer betragen. Zudem winkten noch die mythischen Schätze von Cathay, also Chinas, die Marco Polo so anschaulich beschrieben hatte.

Die Ocean Endeavour hat den Lancaster Sound hinter sich gelassen und nimmt Kurs auf die Croker Bay vor der Südküste von Devon Island. Es ist die nördlichste Position unserer Reise. Wenn man sich einen Globus vorstellt, sind wir jetzt bereits unter diesem kleinen Metallkäppchen, das am Nordpol die Weltkugel hält.

Ganz früh am Morgen tauchen wir in atemberaubend schöne Landschaften ein. So wie die meisten Passagiere stehe auch ich am Bugdeck, warm eingepackt, während karge Berge und schroffe Gletscher an uns vorbeiziehen. Es fühlt sich wiederum unwirklich an, etwa so, als würden wir mit einem Raumschiff einen fremden Planeten erkunden. Tatsächlich gibt es auf der Insel ein Gebäude, in dem das Leben auf dem Mars simuliert wird.

Unser nächstes Ziel ist Beechey Island, ein Muss jeder Arktisexpedition, obwohl es eigentlich ein deprimierender Ort ist. William Parry, der Anfang des 19. Jahrhunderts tiefer in diese arktische Sphäre eindrang als jeder vor ihm, ließ hier ein Haus bauen und Vorräte für künftige Expeditionen lagern. Berühmt wurde Beechey Island, weil es die letzte gesicherte Position der wohl bekanntesten Expedition in der Geschichte der Nordwestpassageerkundungen ist, jener des Kapitäns John Franklin.

1845 war die Nordwestpassage von beiden Seiten, also aus der Richtung Alaska kommend wie auch von Grönland aus, bis auf die letzten 500 Kilometer gefunden und kartiert, auch der virtuose James Cook hatte dazu beigetragen. Dass die erträumte Abkürzung nach China und die damit verbundenen Profite wegen der arktischen Verhältnisse nicht realisiert werden konnten, war damals bereits so gut wie erwiesen. Aber der Britischen Admiralität ging es um Ruhm und Ehre – und nicht nur ihr. Gedrängt von seiner ehrgeizigen Frau Lady Jane, bewarb sich John Franklin um die Aufgabe, er stach 1845 mit den beiden Schiffen Erebus und Terror in See, obwohl der stark übergewichtige 59-Jährige vielen nicht als der am besten dazu geeignete Mann galt. Die prestigeträchtige Expedition nahm dann auch ein tragisches Ende: Sie verschwand.

Obwohl die Schiffe luxuriös ausgestattet waren – unter anderem mit Zentralheizung, mit 4.200 Litern Zitronensaft, mehreren Tonnen Tee und Schokolade, Fotoapparaten und einer Bibliothek –, starben fast alle der 133 Seeleute. Nur vier hatten Glück, sie mussten schon zu Beginn wegen Krankheit oder unziemlichen Verhaltens in Grönland zurückbleiben.

Wir fahren mit den Zodiacs auf der heute etwas unruhi­geren See zum Strand von Beechey Island. Die Stimmung ist irgendwie unheimlich: eine dunkelbraune Schotterödnis, Nebelschwaden über den Klippen, vier schlichte Gräber und ein völlig verfallenes Haus. Dazu schwer bewaffnete Männer unserer Crew, um uns vor Eisbären zu schützen. Ja, etwa so könnte die Hölle aussehen. John Franklin verbrachte hier mit seinen Leuten den ersten Winter. Danach verliert sich seine Spur.

Zwei Jahre nach seinem Verschwinden startete die größte Suchaktion des 19. Jahrhunderts. Eine ganze Armada von Schiffen schwärmte in den nächsten Jahren aus, um nach Franklin zu suchen. Dabei kamen mehr Matrosen ums Leben, als Franklin an Bord gehabt hatte. Doch alles war vergeblich. Erst 1859 fand man auf der unwirtlichen King-Williams-Insel unter Steinen ein letztes Lebenszeichen der Expedition. Ein Schriftstück, aus dem hervorging, dass Franklin und neun Offiziere schon sehr früh verstorben waren. Der Rest der Mannschaft hatte sich zu Fuß auf einen 1.500 Kilometer langen Weg in Richtung Süden gemacht. 2014 und 2016 wurden die beiden Schiffe Erebus und Terror schließlich gefunden, sie liegen noch unter Wasser. Man vermutet, dass die mit Blei verlöteten Konservendosen die Crew vergiftet und anfällig für allerlei Krankheiten gemacht hatten.

Unsere Ocean Endeavour ist jetzt auf Südkurs. Es geht den Peel Sound hinunter zur Franklin Strait. Werden wir die Nordwestpassage schaffen? Auch wenn dies eine Expeditionskreuzfahrt ist, so liegt die Betonung doch auf Expedition. Es gibt keine Garantie. 2018 hatte kein einziges Passagierschiff die Durchfahrt geschafft.

Das Packeis nimmt überhand, die Zodiac-Fahrten werden daher gestrichen. Expeditionschef Mathew James Swan zeigt jeden Abend vor versammeltem Publikum die neuesten Satellitenbilder des kanadischen Eisdienstes. Das Packeis im Peel Sound wird dichter, aber in fünf Stunden wartet die Terry Fox, ein Eisbrecher der kanadischen Regierung, um uns den Weg freizumachen. Das Wetter wird launisch.

Ein Sturm ist im Anzug, er könnte das Packeis so massiv in den Peel Sound treiben, dass auch die Terry Fox nicht mehr helfen könnte. Aber noch sieht es gut aus. Expeditionsleiter Mathew James Swan ahnt noch nichts von den Herausforderungen der nächsten Stunden. MJ, wie er genannt wird, ist Anfang 30, hat schon mehr als sechzig Expeditionen hinter sich. Er denkt in diesem Moment, dass die Nordwestpassage diesmal geschafft sei.


Nordwestpassage

Doch das Leben schreibt bekanntlich die unwahrscheinlichsten Geschichten. Unsere Fahrt droht jetzt erneut zu scheitern: an einer giftigen Spinne! Ein junger Amerikaner aus New York war vor der Schiffsreise in Indonesien von einer giftigen Spinne ins Bein gebissen worden. Jetzt – mitten in der Arktis – wird die Sache akut. Der Bordarzt fürchtet, das Bein müsse abgenommen werden, wenn der Mann nicht bald operiert würde. Also müssen wir umkehren und fünf Stunden den Peel Sound wieder nordwärts hin­auffahren zu einer kanadischen Station, von wo aus der Patient ausgeflogen werden kann. Aber würden wir dann noch durchkommen nach Cambridge Bay, unserer nächsten Station? Würde unsere Expedition jetzt scheitern? Es sollte ein Happy End werden. Der junge Amerikaner wurde gerettet, und die Ocean Endeavour erreichte mit starker Hilfe des Eisbrechers unser vorletztes Ziel. Cambridge Bay, die einzige bewohnte Siedlung auf Victoria Island, einer Insel größer als Großbritannien. Man stelle sich vor, man wanderte durch das ganze Vereinigte Königreich und da ist nichts, kein London, keine Eisenbahn, keine Menschen, nicht einmal Bäume. Nur Eisbären, die sehr gefährlich sind.

Manche Menschen fasziniert gerade diese Leere und die Wildheit der Natur. Einer von ihnen ist Jerry Kobalenko, ein erfahrener Dokumentarfilmer, Extremsportler und Lektor an Bord, der uns Geschichten von der Arktis erzählt. Jerry, der in Alberta lebt, nimmt Nordic Walking wörtlich. Mit seiner Frau oder auch ganz allein durchwandert er die Arktis – manchmal sogar von Eisscholle zu Eisscholle. Am liebsten tut er das auf Ellesmere Island, der letzten Insel vor dem Nordpol. Vierzehn Mal wurde er schon von Eisbären attackiert, erzählt Jerry. Besonders gefährlich war der Gourmet-Bär, wie er ihn nennt.

Es ist sinnlos, sich vor Eisbären zu verstecken. Sie riechen einen in der klaren arktischen Luft bis zu zehn Kilometer weit. Und sie kommen am liebsten nachts, wenn man schläft. „Ich war alleine unterwegs, hatte ein Lager aufgeschlagen und hockte gerade mit heruntergelassenen Hosen da, um, na Sie wissen schon“, erzählt Jerry Kobalenko. „Plötzlich tauchte ein Eisbär aus dem Nichts auf und näherte sich. Ich beschloss, erst einmal wieder meine Hose anzuziehen. In der Unterhose will man schließlich keinem Eisbären gegenüberstehen. Dann gab ich einen Warnschuss ab. Der Eisbär drehte sich um und machte sich nun an meinem Schlitten zu schaffen, auf dem ich neben Fleisch auch belgische Schokolade mitführte. Ich schoss ein zweites Mal, der Bär schnappte sich etwas und rannte davon. Zu meinem Erstaunen hatte er das Fleisch liegen gelassen und lieber die Schokolade mitgenommen. Das war mein Gourmet-Bär.“

Im Logbuch nachzutragen wäre: „Nordwestpassage gesund und munter ohne jegliches Kotzen infolge unruhiger See geschafft. Erstmals rohes Narwal-Fett probiert. Schmeckt so gut wie Schweinespeck. Habe mich aber vor dem Heimflug in Calgary verkühlt. Vielleicht lag es an der Klimaanlage.“


Reisetipp

Die Ocean Endeavour wird auch diesen Sommer wiederum die Nordwestpassage befahren. Termin: 20.8. bis 9.9. 2020. Preis inkl. Flug: ab 13.350 Euro. Diese Reise ist exklusiv für den deutschsprachigen Markt bei dem renommierten Expeditionskreuzfahrtspezialisten Polaris Tours buchbar. Fon +49-8822-948660, www.polaris-tours.de

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